Dienstag, 7. Juli 2009

Mit Deflation in den System-Crash?

Quelle: http://www.mmnews.de Die weltweite Kreditklemme lässt die Wirtschaft weiter schrumpfen. Massenpleiten bei Firmen und Staaten sind programmiert. Inflations-Versuch der Zentralbanken vorerst gescheitert. Deflation wahrscheinlich.

Seit Monaten diskutieren Ökonomen darüber, ob die aktuelle Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise in eine Inflation oder Deflation münden wird. Es scheint die Auffassung vorzuherrschen, dass mit der expansiven Geldpolitik der Notenbanken und den schuldenfinanzierten Konjunktur- und Rettungs-Programmen am Ende nur ein Ergebnis stehen kann: Inflation. Doch es könnte ganz anders kommen!

Warum vorerst keine Inflation?

Inflation, also die Entwertung des Papiergeldwertes, ist das klassische Umfeld für steigende Edelmetallkurse. Damit Güterpreisinflation eintritt, muss in einem bestimmten Zeitraum die Geldmenge schneller steigen, als die Menge an produzierten Gütern und Dienstleistungen. Damit Preise steigen, muss die Nachfrage größer sein als das Angebot.

Weitere wichtige Voraussetzungen: Es ist erforderlich, dass das Geld (schnell) im Wirtschaftskreislauf zirkuliert.

Die Konsumenten-Psychologie: Menschen geben ihr Geld schneller aus, weil sie damit rechnen, dass die Waren morgen noch teurer sein werden.

Fazit: Inflation bedarf eines expansiven Wirtschaftsumfeldes. Davon sind wir derzeit aber weit entfernt. Wenn die Menschen aufgrund von Massenarbeitslosigkeit kaum frei verfügbare finanzielle Mittel besitzen, dann können Sie auch nicht viel ausgeben. Ergo: keine steigende Nachfrage und damit keine steigenden Preise.

Was ist mit der Liquiditätsschwemme?

Die Kapitalvernichtung in der Finanzmarktkrise war und ist noch immer riesig. Die Banken benötigen weiter Geld, um Bilanzlöcher zu stopfen und die Eigenkapitaldecke zu stärken. Das zusätzlich geschaffene Geld zirkuliert vorwiegend innerhalb des Finanzsystems und gelangt nur tröpfchenweise in die Wirtschaft.

Die Banken stecken das billige Geld in vergleichsweise renditestarke Anlagen, anstatt sich des Risikos der Vergabe von Firmenkrediten gegen Minizinsen auszusetzen.

Die Investitionsnachfrage, die Beschäftigung und damit Konsumgüternachfrage werden somit nicht ausreichend stimuliert, um für einen Wirtschaftsaufschwung zu sorgen.

Wird das Finanzsystem nun immer weiter mit Geld geflutet, dann dürfte sich an dieser Situation vorerst nichts ändern. Die Situation kann sich für die Realwirtschaft sogar noch verschlimmern. Denn die Liquiditätsschwemme führt im Zweifel zu einer Blasenbildung innerhalb des Finanzsystems. Die Rede ist hier beispielsweise vom Anleihenmarkt, der zuletzt von Unternehmen immer stärker zur Finanzierung herangezogen wurde. Eine Flucht aus Anleihen könnte verheerende Folgen für die Finanzierung von Staaten und Unternehmen haben.

Was spricht für eine Deflation?

Momentan deutet vieles darauf hin, dass wir uns auf eine Deflation zubewegen. Das gilt für Deutschland und die Eurozone. Aber auch die USA sind noch nicht aus dem Schneider.

Deflation, das bedeutet sinkende Preise mit einem sich selbst beschleunigenden Abwärtstrend: massiver Preiswettbewerb, schrumpfende Unternehmensgewinne, Firmenpleiten, Massenentlassungen, Konsum-Einbruch, weitere Firmenpleiten …

Die Konsumenten-Psychologie: Es herrscht Käuferstreik. Die Menschen halten ihr Geld zurück, weil sie damit rechnen, Waren bei weiter sinkenden Preisen morgen noch günstiger einkaufen zu können oder einfach weil sie das Geld in Erwartung einer düsteren Zukunft horten.

Aktuelle Indikatoren:

1. Preise: Sie sinken bereits
In der Eurozone wurde im Juni erstmals seit Bestehen der EU eine negative Inflation (-0,1 %) registriert. In den USA sank der Consumer Price Index im Mai um 1,3 Prozent im Vergleich zum Mai des Vorjahres. Experten weisen in diesem Zusammenhang relativierend auf die weiter positive Kerninflationsrate hin, weil der Ölpreis im vergangenen Jahr extreme Höhen erreichte. In den USA wird die Deflation mit allen verfügbaren Mitteln bekämpft. Sie ist das Schreckgespenst schlechthin. Man versucht das Szenario auch argumentativ soweit wie möglich fern zu halten. Interessant in diesem Zusammenhang: Das FTD-Interview mit Ex-Notenbank-Chef Alan Greenspan. Titel: "Es ist Inflation, Dummkopf"

Er ist ein großer Verfechter der Theorie „Inflation heilt Wirtschaft“. Mit seiner zügellosen Liquiditätspolitik hat er allerdings tatkräftig zur Entstehung der aktuellen Krise beigetragen.


2. Auftragsrückgang: Weiter auf Schrumpfkurs
Deutschland: Der Auftragseingang im deutschen Maschinen- und Anlagebau ist im Mai um 48 Prozent eingebrochen (Jahresvergleich). Der Rückgang ist damit fast so stark wie im Februar (-49%) und noch einmal deutlich stärker als im März (-35%).
Euroraum: Die Auftragseingänge fielen im April um 35,5 Prozent im Jahresvergleich. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1995. Tendenz: weiter fallend!
USA: In den USA sind die Auftragseingänge im Mai wieder etwas gestiegen. Die Juni-Zahlen werden erst im August veröffentlicht.


3. US-Wirtschaftsindikatoren: Weiter düster
Die US-Häuserpreise sind im April weiter abgestürzt (-18,1% im Vergleich zum Vorjahr; -0,6 Prozent zum Vormonat). Das US-Konsumklima sank im Mai überraschend. Die aktuellen und künftigen Erwartungen der Verbraucher fielen jeweils geringer aus. Auch die US-Arbeitslosigkeit nimmt weiter zu. Im Juni gingen erneut 467.000 Stellen verloren. Arbeitslosenquote: 9,5 Prozent. Im August 2008 lag sie noch bei 5,7 Prozent.


4. Kreditklemme: Kein Geld für die Wirtschaft
Alle Maßnahmen, die Kreditvergabe zu stabilisieren, sind in Deutschland bislang gescheitert. Die Zahlen einer aktuellen Umfrage des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI): 57 Prozent der Mitglieder gaben an, eine Kreditklemme zu spüren. Bei der Befragung im März waren es nur 5 Prozent.


Wie reagiert Gold bei Deflation?

Im Grunde gibt es keine ausreichende Erfahrung, wie sich Gold in einer Deflation verhält. In der Zeit der Großen Depression und auch lange danach war der Goldpreis fixiert und konnte sich damit nicht frei am Markt entwickeln.

Deflation bedeutet, dass der Wert des Geldes steigt, Güterpreise also fallen. Müsste dann nicht auch der Goldpreis abrutschen? In der aktuellen deflationären Phase hat sich das Edelmetall schon einmal sehr gut gehalten, während es andere Rohstoffpreise arg gebeutelt hat.

Gold und Silber werden aber auch in den verschiedenen Phasen der Deflation nicht oder nicht in dem Maße wie andere Sachwerte (z.B. auch Immobilien) im Preis fallen. Man muss bei einer auftretenden Deflation vor dem Hintergrund der jetzigen Krise weiter von stabilen oder sogar deutlich steigenden Edelmetallpreisen ausgehen. Warum?

Eine Deflation erhöht die Risiken eines Systemcrashs enorm. Gegebenenfalls kommt der totale wirtschaftliche Zusammenbruch sogar noch schneller, als bei einer möglichen Hyperinflation. Denn bei galoppierender Geldentwertung könnten sich Staaten mit einem Währungsschnitt auf einen Schlag entschulden und das Scheingeld-System unter gleichbleibenden Bedingungen neu anstoßen.

Gold und Silber sind als Versicherung gegen das Risiko eines System-Crashs zu sehen. Der wird mit einer Deflation noch wahrscheinlicher, als er ohne hin schon ist.

Deflation fördert Staatspleiten

Eine Deflation erhöht den Wert des Geldes und damit auch den Wert bestehender Schulden. Gerade die horrende Staatsverschuldung ist aber derzeit einer der Hauptfeinde wirtschaftlicher und sozialer Stabilität. Eine zusätzliche Erhöhung des Schuldenwertes durch Deflation steigert das Risiko von Staatspleiten noch einmal ganz erheblich.

Die Folge: Wenn der Staat seine Schulden nicht mehr zahlen kann, dann bricht das Geldsystem des Landes zusammen. Denn dessen Schuldscheine sind bei einer Pleite nichts mehr wert! Und nichts anderes als Schuldscheine sind Euro und US-Dollar.

Alle Zahlungsversprechen, die auf eine Pleite-Währung lauten, werden dann ebenso ganz oder teilweise wertlos sein. Dazu gehören alle Arten von Staatspapieren, Festgeldanlagen, Lebensversicherungen, Derivate, Zertifikate, Riester-Rente etc. Wer sein Geld ausschließlich in solche Vermögensanlagen gesteckt hat, ist im Falle des Währungs-Crashs finanziell ruiniert. Das dagegen Gold und Silber bei einem Währungs-Zusammenbruch buchstäblich unbezahlbar sind, steht außer Frage.

Die Regierungen hoffen unterdessen, über eine ordentliche Inflation den Weg aus der Schuldenkrise zu finden. Es ist ein gefährliches Spiel auf Zeit, das uns alle noch teuer zu stehen kommen wird.

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